Wecken Laute Emotionen?

Myers-Schulz et. al. legten im Januar 2013 die Studie Inherent emotional quality of human speech sounds (http://goo.gl/t3q0y) vor, in der sie (zunächst für SprecherInnen des Englischen) herausarbeiteten, dass wahrgenommene F1/F2-Shifts in Kunstworten überproportional oft mit bestimmten Emotionen assoziiert würden. Schließlich gaben sie auch einen Hinweis darauf, dass dies wohl bei Sprecherinnen und Sprechern anderer Sprachen ähnlich sich verhalte — und es spricht auch kaum etwas gegen diese Annahme, obwohl sie bisher als Nullhypothese nicht geprüft wurde. Das muss sie aber — für einen Workshop — glücklicherweise auch nicht.

Statt von der emotionalen Qualität, die die AutorInnen Phonemkombinationen bzw. charakteristischen Transitionen zuweisen, spreche ich erst einmal von markierten Frequenzverläufen, die Hinweise auf eine unbewusst bleibende Klangstruktur von Texten geben und möglicherweise hermeneutische Textinterpretationen anreichern können.

Ich habe mir in den letzten Tagen und Wochen einige mittelhochdeutsche Texte näher angesehen und hier F1/F2-Shifts nachvollzogen — den Fragen, die man sich als Linguist unter dem Thema „Sinn und Klang“ dazu stellen kann, gehe ich in meinem Beitrag auf dem internationalen Workshop Klang-Spiele. Vormoderne Texte zwischen Sinn und Klang, Zürich, 23. und 24. Mai 2013, nach (zur Präsentation // CC BY 3.0): So habe ich mich noch nie mit mittelhochdeutschen Minneliedern beschäftigt.

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Minimal annotiertes Sonogramm der Aufnahme der letzten zwei Verse im Abgesang der ersten Strophe des Liedes Ich sach vil liehte varwe hân Heinrichs von Rugge.

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2 Kommentare - “Wecken Laute Emotionen?”

  1. hildegardlewi Sagt:

    Was sind denn Sprechinnen? Seid ihr nun schon alle total abgedreht?

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    • Alexander Lasch Sagt:

      Das war nicht als Vorschlag für geschlechtergerechte Sprache intendiert, sondern ein schlichter Tippfehler 😉 Danke für den Hinweis, ist korrigiert.

      In den nächsten Tagen geht die Präsentation noch online, vorausgehend habe ich den kurzen Hinweis auf den Vortrag hinsichtlich seiner Ausrichtung präzisiert.

      Antwort

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