Gelungene Produktnamen: „BALD MAMI“-Tee

„BALD MAMI“-Tee, eine sehr gelungene Bezeichnung für einen Kräutertee.

Wer trinkt schon gerne Kräutertee?

Häufig sind es die alltäglichen Dinge, an denen man interessiert hängenbleiben kann. Irgendwann hört man z.B. als Linguist genauer hin, wenn sich Menschen unterhalten, und freut sich an besonderen Konstruktionen; oder man geht in der Küche an einer Packung Kräutertee vorbei und hält kurz inne. Dinge, wie Kräutertee, die eine spezifische Funktion haben, schmecken in den seltensten Fällen. Häufig wird einem während Abgabe und Einnahme durch den Begleitsatz „Das ist wichtig/gesund/gut für Dich!“ jeder Spaß am Trinken bzw. Essen außerdem schon im Vorfeld verdorben. Wer schon einmal einen Tee getrunken hat, der schwangeren Frauen streng genommen als Medikament verkauft wird, weiß, wie scheußlich die Dinge schmecken können, die da im heißen Wasser durch den Filter bzw.  Teebeutel freigesetzt werden. Sie haben eine ihnen zugewiesene Funktion, die die Schwangere bzw. den positiven Verlauf der Schwangerschaft unterstützen sollen; Geschmack ist eher sekundär.

In Schwangerschaftstees sind als Basis häufig Frauenmantel, Melisse, Brennnessel, Johanniskraut, Lavendel enthalten, kurz vor der Geburt wird z.B. Verbene empfohlen. Das schmeckt häufig nicht, hat aber eine Funktion: Kräutertees senken das Fehlgeburtsrisiko, da sie kein (bzw. sehr wenig) Koffein enthalten.

Es geht auch anders

Das Produkt ist identisch, Kräutertee bleibt Kräutertee. Aber die Firma Sonnentor ruft unter dem Motto „Da wächst die Freude“ nun einen Namen auf, der nicht auf die Funktion abhebt („unterstützt in der Schwangerschaft“),  aus der Esoterik-Ecke kommt (frei erfunden: „Neumondtee“, „Nymphenzauber“, „Sternenklang“) oder schlicht die Inhaltsstoffe nennt („Kräutertee“). Sonnentor nennt den Kräutertee für Schwangere „BALD MAMI“-Tee. Hier wird als Benennungsmotiv die ‚(wachsende Vor-)Freude‘ ausgebeutet, bald Mutter eines (hoffentlich) gesunden Kindes zu sein. Dass das auch nicht immer Zuckerschlecken ist, weiß man beim ersten Kind (zum Glück) noch nicht bzw. verdrängt es bei allen weiteren. Auch wird der Tee dadurch nicht besser schmecken, aber er lässt sich so besser vermarkten. Auch andere Tees von Sonnentor sind ähnlich kreativ  benannt („Schneeballschlacht-Tee“, „Rote Nasen Clown-Tee“); für Sprachspiele nimmt man sich für die Bio-BEngelchen-Tees offenbar Zeit. Weiter dürfte die konsequente Zweisprachigkeit der Verpackungen  positive Folgen für die Produktwahrnehmung haben: Der Eindruck ist so frisch wie Design und Name und nicht so staubig wie „Kräutertee“.

Wenn Sie ähnlich gelungene Produktnamen kennen oder finden, dann schreiben Sie mir doch! Ich schaue mir diese dann hier von Zeit zu Zeit genauer an.